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Mediziner: Gesundheitsreform mit moderner EDV - 10 Prozent einsparen

DPA
26.06.2003

Darmstadt (dpa/lhe) - Mit modernen Informationstechnologien können nach Ansicht des Darmstädter Mediziners Matthias Herbst die Kosten im Gesundheitswesen um mehr als zehn Prozent gesenkt werden. So könnte eine Versichertenkarte mit Passbild oder biometrischen Daten die illegale Weitergabe verhindern. "Allein damit sind mehrere Milliarden Euro zu sparen,"ยป sagte Herbst am Donnerstag der dpa am Rande des Symposiums "Medizin und IT-Sicherheit" in Darmstadt. Der Arzt ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsinformation (Darmstadt).

Nach Schätzungen aus Bayern entgehen den Versicherungen allein in diesem Bundesland jährlich rund eine Milliare Euro durch Chipkartenmissbrauch. "In manchen Kreisen zählt eine Versichertenkarte bereits zu den gängigen Zahlungsmitteln", sagte Herbst. Das Einsparpotenzial sei noch größer, wenn künftig Pass und Versicherungsnachweis auf einem fälschungssicheren Dokument zusammengeführt werden könnten.

Eine moderne Versichertenkarte ist nach Ansicht von Herbst mit einer Bank-Scheckkarte zu vergleichen: "Jeder Arztbesuch kann sofort registriert werden - entweder bei den Landesrechenzentren oder den Versicherungen." Dadurch könnten Versicherungen direkt auf "Doktor-Hopper" reagieren, die von einem Facharzt zum anderen springen. "Bei dem heutigen Abrechnungssystem, das sich teilweise über mehrere Quartale hinzieht, fallen solche Patienten kaum auf", kritisierte Herbst. Moderne Karten könnten außerdem vor Abrechnungsbetrug der Ärzte schützen.

Bei dem neuen System müsse jedoch streng auf den Datenschutz geachtet werden. "Informationen über Krankheiten sollten beim behandelnden Arzt bleiben", forderte Herbst. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei Allergikern könnten Daten auf einer Patientenkarte abgespeichert werden. "Das geht selbstverständlich nur mit Einverständnis des Patienten", sagte der Arzt.

Eine ausgeklügelte Versichertenkarte gebe auch der IT-Brache wieder Auftrieb, führte Herbst aus: "Dieses System könnte ein echter Exportschlager werden, da zurzeit viele Staaten nach Lösungen im Gesundheitswesen suchen."