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Tüfteln am Tesafilm für die Mikroelektronik

Darmstädter Echo
14.10.1999

"CAST-Forum" verspricht Sicherheit für E-Mails, Computer-Bankgeschäfte, Datenkärtchen

Wie genial war doch die Erfindung von Uhu-Klebestiften und Tesafilm! Wer damit ein Briefkuvert verschließt, kann noch immer Sicher sein, dass kein anderer als der Adressat die intimen Zeilen liest. Und wenn es doch passiert, verletzt er nicht nur das Postgeheimnis, sondern auch den Umschlag in einer Weise, dass man es auf den ersten Blick sieht.

Wie aber ist das mit elektronisch versandten Briefen, den E-Mails? Überhaupt bei allem, was man neuerdings am Heimcomputer veranstalten kann: Miete überweisen, Aktien kaufen, Bücher bestellen? Dieselben Wissenschaftler, die diese Systeme ersonnen haben, stellen nun Überrascht fest: Dem Missbrauch sind Tür und Tor geöffnet. "Da bucht einer Geld von Ihrem Konto ab, das ihm nicht gehört, aber eben noch Ihnen gehört hat.", warnte gestern Professor Johannes Buchmann bei der Gründung des Darmstädter "CAST-Forums" - wohinter sich das "Erfahrungszentrum für angewandte Sicherheitstechnik" verbirgt.

Buchmann ist Informatikprofessor an der Technischen Universität, die das neue "Forum" gemeinsam mit dem Fraunhoferinstitut für Graphische Datenverarbeitung und dem GMD-Forschungszentrum trägt. In diesen Anstalten hat sich allerhand Fachwissen angesammelt, das nun "gebündelt" werden soll, und weil auch eine Reihe einschlägiger Firmen aus der Region beteiligt werden, frohlockte Buchmann: "Wir in Darmstadt haben hier die konzentrierteste und breiteste Kompetenz beim Thema Sicherheit!"

Entsprechend groß war der Andrang bei der Gründungsversammlung. Dem Publikum wurde eine Art Dienstleistungskatalog ausgebreitet. Das Paket für den Kunden enthält die "Bedrohungsanalyse", eine Expertise darüber, wie vertauenswürdig der Lösungsvorschlag ist, und schließlich der Hinweis darauf, was nächstens an Besserem zu erwarten ist. Dafür muß man dann tüchtig bezahlen.

Weil ja die TU mit im Boot sitzt, profitiert von dieser Arbeit auch die Lehre. Buchmann will im derzeit boomenden Fach Informatik einen Studienschwerpunkt "Informationstechnologie-Sicherheit" einrichten (und hat das auch gleich schon mal der Ministerin Ruth Wagner mitgeteilt). Da werden die Studenten lernen, wie man digitale Wasserzeichen erzeugt (und gewiss auch, wie man sie löscht), wie Bilder im Internet mit Urhebernachweisen gekennzeichnet werden, wie sich die Daten auf all unseren Briefkastenkarten besser verschlüsseln lassen und ob am Ende nicht allein noch die "biometrische Identifikation" hilft, auf Deutsch: der laserlesbare Fingerabdruck auf dem Personalausweis.

Oder wie es der Direktor des Fraunhoferinstituts, José Encarnação, sagte: "Wir machen die Human Ressources fit für den Markt." Und der Markt erwartet den Nachwuchs. Damit kryptographisch gesehen endlich wieder die Balance erreicht ist, "brauchen wir", so Buchmann, "die End-zu-End-Sicherheit". Kurzum: den Tesafilm für die Mikroelektronik.